Am 10.09.2019 hat das C2C Lab in Berlin eröffnet. Wir waren mit der Begrünung eines Vertikalsystems dabei – ein Anlass, um über Nachhaltigkeit in der Innenraumbegrünung nachzudenken.
Achtsamkeit und Nachhaltigkeit in der Innenraumbegrünung
Begriffe wie Achtsamkeit und Nachhaltigkeit im Sinne von „Cradle to Cradle“ (von der Wiege zur Wiege) oder Grundwerte in Unternehmensleitbildern, die eine ethische Haltung dem Menschen und der Umwelt gegenüber beinhalten, begegnen mir in meinem Berufsalltag immer häufiger. Sie sind resonanzfähig geworden. Es ist also an der Zeit, diese Thematik auch im Hinblick auf meine Profession zu betrachten: Nachhaltigkeit bei der Innenraumbegrünung.
Wie nachhaltig kann Innenraumbegrünung sein?
Vor vielen Jahren bekam ich eine Begrünungsanfrage von einem Unternehmen, das über Nachhaltigkeit forschte. Sie wünschten, die Büroräume mit Apfelbäumen aus der Region zu begrünen. Das war natürlich nicht machbar. Wir sind wegen der besonderen Bedingungen in Innenräumen auf tropische Pflanzen angewiesen, deren Transport und Produktion leider nicht immer umweltschonend ist. Bleibt nur die Kompostierbarkeit als ökologisches Argument. Die Enttäuschung war groß. Um nicht auf Grün zu verzichten, wurden dann doch „normale“ Zimmerpflanzen in Gefäßen aus recyceltem Kunststoff aufgestellt.
Umweltschonende Technologien
Eine einfache Antwort auf den Wunsch nach einer nachhaltigen und ökologisch unbedenklichen Begrünung habe ich bis jetzt auch noch nicht. Während es mittlerweile bei der Herstellung von Pflanzgefäßen geschlossene Stoffkreisläufe gibt, sind die Produktion und der Handel mit Pflanzen immer noch zu wenig transparent. Eine Gärtnerei, die ein adäquates Sortiment auch großer Büropflanzen mit ausschließlich erneuerbarer Energie und ohne jegliche Umweltbelastung produziert, ist mir nicht bekannt. Dabei möchte ich jedoch nicht unerwähnt lassen, dass auch unsere Lieferanten die Zeichen der Zeit erkannt haben und in umweltschonende Technologien investieren sowie Kompensationsleistungen tätigen.
Umweltbelastung minimieren – Fragen zur eigenen Haltung
Für uns Innenraumbegrüner*innen gibt es also leider noch nicht das zu 100% umweltfreundliche Produkt. Wir haben daher die Verantwortung darüber nachzudenken, wie wir die Umweltbelastung minimieren können. Dies ergibt sich auch aus ethischen Überlegungen. Was können wir also tun? Auf der Suche nach einer eigenen Haltung sind mir verschieden Fragen begegnet. Hier einige als Reflektionsangebot:
Die ethische Frage: Sind „Schmuckpflanzen“ verzichtbarer Luxus?
Rechtfertigt der positive Nutzen einer Begrünung für den Menschen Schäden an der Umwelt und an der lebendigen Pflanze? Was „fühlt“ sich richtig an, was nicht? Brauche ich ethische Überlegungen neben dem sogenannten Business Case?
Wie verhalten sich die Beteiligten?
Hiermit ist die sogenannte „Supply Chain“, die Lieferkette, gemeint. Was tun meine Lieferanten, was tue ich? Verhalte ich mich selber fair? Eine diesbezügliche Betrachtung muss somit aus verschiedenen Perspektiven erfolgen.
Wie steht es um die Ökonomie aus dem bekannten Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit?
Neben den Säulen „Soziales“ und „Ökologie“, die Zweck an sich sind, ist die Säule „Ökonomie“ ein Mittel zum Zweck. Welche Stellung hat sie in diesem Modell? Kann Sie auch als „lebensdienliche Ökologie“ gedacht werden?
Wie glaubwürdig bin ich selbst?
Neben umweltfreundlichen Produkten sind Planung, der Einsatz möglichst langlebiger Pflanzen und eine gute Pflege der Pflanzen wichtige Voraussetzungen für Nachhaltigkeit. Wie weit geht mein Engagement wirklich?
Die Idee „Cradle to Cradle“ wird zum Ziel
Diese Fragen sind nur ein Versuch der Auseinandersetzung mit einem sehr komplexen Thema und sind bei weitem nicht erschöpfend. Nicht immer habe ich befriedigende Antworten darauf und anderen wird es ähnlich ergehen. Es sind eben nur Reflektionsangebote und keine Fragen, auf die es einfache Antworten gibt. Wie häufig im Leben geht es nicht um hundertprozentige Konsequenz, sondern um ein immer wieder erneutes Abwägen (Was fühlt sich richtig an). Für mich ist es wichtig, ein Ziel oder Ideal zu haben und dies auch ansatzweise formulieren zu können. Die Idee vom „C2C“ (Cradle to Cradle = von der Wiege zur Wiege), einen negativen ökologischen Fußabdruck nicht nur auszugleichen, sondern zum Positiven zu wenden, ist so ein Ziel. Es ermöglicht mir auf eine gute Zukunft zu hoffen.
Ich danke Herrn Prof. Dr. Michael Braungart, dass er diese Idee in die Welt gebracht hat!
Erfahren Sie mehr über dieses Projekt und Cradle to Cradle e.V.:
Am Ende zählt der gute Wille und das Bemühen, auch wenn manches im Moment noch nicht erreichbar scheint.
In diesem Sinne
Johannes Meyer-Dohm