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P2 Blog

Was braucht meine Topfpflanze?

21.Jan.2021 | P2 Blog, Pflanzenpflege

Grundkenntnisse zur Pflege von Topfpflanzen erklärt von unserem Pflanzen-Experten

Die Kenntnis der biologischen Zusammenhänge im Leben einer Pflanze ist die Voraussetzung für eine verständnisvolle Beziehung zu Zimmerpflanzen. Hier können Sie Ihre Grundkenntnisse auffrischen: Licht – Luft – Wasser – Nahrung und Zuwendung!

Wie Mensch und Tier ist die Pflanze ein überaus kompliziertes Gebilde, dessen Lebensfunktionen komplex ineinandergreifen und im hohen Maße von Umweltfaktoren bestimmt werden. Die Forschung ist an diesem Punkt noch nicht am Ende und neueste, immer subtilere Erkenntnisse würden den Rahmen dieses Beitrages sprengen.

Einiges möchte ich (wenn auch nur andeutungsweise) ansprechen, denn das Verständnis der „Lebensquellen Pflanzlichen Daseins“ (wie es in meinem alten Pflanzenbuch heißt) ist die Grundvoraussetzung dafür, die Wünsche einer Pflanze begreifen zu können und sie in jedem Fall richtig zu behandeln. Hier also Basiswissen über die biologischen Zusammenhänge des Pflanzlichen Daseins. 

Das Licht und die Topfpflanze

Das Licht

„Alle Wesen leben vom Lichte, jedes glückliche Geschöpf – Die Pflanze selbst kehrt freudig sich zum Lichte.“ (Friedrich Schiller: Wilhelm Tell, 1804) 

Die Sonne scheint und die Pflanze atmet durch die Spaltöffnungen ihrer Blätter. Dabei nimmt sie Kohlenstoffdioxid aus der Luft auf. Über die Wurzeln gelangt Wasser in die Blätter. Im Blatt, genauer den Chloroplasten, entsteht aus Wasser und Kohlenstoffdioxid unter Einwirkung von Licht, Zucker und Sauerstoff. Das ist im Wesentlichen das Wunder der Photosynthese

Im Zucker ist die Sonnenenergie gespeichert, aus ihm gewinnt die Pflanze ihre Lebensenergie. Während der Dunkelphase wird ein Teil des Zuckers mit Sauerstoff wieder zu Wasser und Kohlendioxid gespalten, dabei wird die gespeicherte Sonnenenergie wieder frei. 

Jede Pflanze hat einen individuellen Lichtkompensationspunkt. Wird dieser unterschritten, verbraucht die Pflanze mehr Energie als sie durch Licht erhält. Sie lebt dann von Reserven. Entscheidend ist daher die Lichtsumme über einen längeren Zeitraum. Wird der Stoffwechsel der Pflanze heruntergefahren, z.B. durch einen kühlen Standort oder geringe Wasser- und Nährstoffgaben, sinkt auch der Lichtkompensationspunkt.

Reicht das Sonnenlicht nicht aus, wird eine künstliche Vegetationsbeleuchtung nötig. Bekannt sind Bilder von Pflanzen die in violettes Licht getaucht werden. (Anders als häufig angenommen ist dies kein UV-Licht! Ultraviolettes Licht hat kürzere Wellenlängen als das für den Menschen sichtbare Licht). Das violette Licht aus dem Gemüseanbau brauchen wir nicht. Wir orientieren uns bei der künstlichen Beleuchtung von Zimmerpflanzen am Sonnenlicht und wählen eine weiße LED mit möglichst hoher Qualität der Farbwiedergabe, also einem möglichst großem Farbspektrum. 

Die Pflanze ist immer bemüht das vorhandene Licht optimal zu nutzen und passt ihren Wuchs, Blattgröße usw. den gegebenen Bedingungen an. Dies ist der Grund warum sich Pflanzen, die Sie in Gärten warmer Länder antreffen, sich deutlich von ihren Brüdern und Schwestern in unseren Wohnräumen unterscheiden. Diese Veränderung gehört zu der Adaption der Pflanze an ihrem neuen Standort.

Fazit

Ohne Licht kann keine grüne Pflanze überleben. Eine „Zero Light Plant“ gibt es nicht! Nur an einem angemessen hellen Standort werden Sie dauerhaft Freude an Ihren Pflanzen haben! Sie brauchen kein UV-Licht, auf die Lichtsumme über einen längeren Zeitraum kommt es an, das heißt z.B. für Kunstlicht: je schwächer umso länger belichten!

Wichtig ist die Wurzelatmung der Topfpflanze.

Die Luft

Die Pflanze atmet – wie wir auch – Luft. Durch die Spaltöffnungen der Blätter findet ein Gasaustausch statt. Aber auch die Wurzeln atmen. Sie nehmen Sauerstoff auf. Ohne diese Wurzelatmung ist keine Aufnahme von Nährstoffen und Wasser möglich. Während die Pflanze mit Hilfe von Licht Sauerstoff produziert und ausatmet, gibt es auch den umgekehrten Effekt, bei dem Sauerstoff verbraucht wird.

In der Dunkelphase (übrigens unabhängig von Licht oder Dunkelheit) wird Energie verstoffwechselt, die während des Tages erzeugt wurde. Dafür wird Sauerstoff verbraucht. Dieser Prozess wird auch „Dunkelatmung“ genannt.

Die Photorespiration („Lichtatmung“) ist ein Prozess der überschüssige Energie entfernt, die bei z.B. hoher Strahlung, ungenutzt bleibt und eine Art Stau verursacht. Auch bei diesem Prozess wird Sauerstoff verbraucht.

Insgesamt produzieren Pflanzen deutlich mehr Sauerstoff als sie verbrauchen.

Licht und Luft gehören eng zusammen. Ohne Licht können die Pflanzen keinen Sauerstoff produzieren. Halten sich viele Menschen in einen geschlossenen Raum auf, sinkt der Sauerstoffgehalt und der Kohlendioxidgehalt (CO2) steigt. Halten sich viele Pflanzen in einem Raum auf, ist es genau umgekehrt. Daher gibt es auch schon lange CO2 Begasungen in Gewächshäusern um einem CO2 Mangel vorzubeugen und das Wachstum zu fördern. Im Wohnraum ist der Effekt einer CO2 Unterversorgung kaum zu erwarten, dazu wären sehr viele Pflanzen und Licht wie in einem Gewächshaus nötig. Grundsätzlich ist Lüften natürlich nie verkehrt, die Gefahr von kalter Zugluft und ungünstiger Einfluss auf die Luftfeuchte, sind jedoch größer als die Gefahr einer CO2 Unterversorgung Ihrer Pflanzen. 

Fazit

Die Pflanzen schenken uns mehr Sauerstoff als sie selber verbrauchen. Extra lüften für die Pflanzen ist nicht nötig, eine CO2 Unterversorgung im Wohnzimmer ist unwahrscheinlich. Wichtig ist die Wurzelatmung. Dafür ist ein luftdurchlässiges Substrat nötig. In vernässter oder stark verdichteter Erde, gibt es wenig Bodenluft und die Wurzeln können kaum atmen und nehmen weniger Nährstoffe auf. 

Regenwasser ist das ideale Wasser auch für Topfpflanzen

Das Wasser

Das Leben entstammt dem Wasser. Wasser ist der Rohstoff des Lebens: Jeder Organismus besteht zu einem gewissen Prozentsatz aus Wasser, und er braucht Wasser zum Überleben. Mit dem Wasser werden lebenswichtigen Nährstoffe aufgenommen und transportiert.

Bei Topfpflanzen ist die Wasseraufnahme meist auf die Wurzel beschränkt. Durch Osmose nehmen die Wurzeln Wasser auf und es entsteht ein Wurzeldruck, der das Wasser in die Pflanze drückt (auch wenn diese gerade keine Blätter hat). Durch den Transpirationssog, der durch die Verdunstung an den Blättern entsteht, unterstützt durch den Kapillareffekt, wird Wasser nachgesaugt. Dazu benötigt die Pflanze keine Energie. Auf diese Weise können auch die höchsten Bäume der Welt, z.B. die bis zu 120 m hohen Mammutbäume, bis in die Spitze mit Wasser versorgt werden.

Ist der Druck zu hoch, können manche Pflanzen Wasser direkt am Blatt in Form von Wassertropfen ausscheiden. Dieser Vorgang wird Guttation genannt.

Die Pflanze scheidet Wasser in Form von Wasserdampf aus, auch um sich zu kühlen. Die umgebene Luftfeuchte, die Temperatur, Luftbewegung usw. ist daher (neben dem bloßen Vorhandensein von Wasser) mit entscheidend für die Regulierung des Wasserhaushaltes und ist damit für den gesamten Stofftransport in der Pflanze mit verantwortlich. Diese Regulierung geschieht hauptsächlich durch Schließen und Öffnen der Spaltöffnungen

Der Turgordruck ist der Druck des Zellsaftes auf die Zellwand. Fehlt Wasser, sinkt der Druck und die Pflanze lässt ihre Blätter hängen. In der Pflanze gibt es zwei Saftströme, aufsteigend mit Wasser und Nährstoffen aus der Wurzel in die Blätter und absteigend mit Zucker aus den Blättern zur Energiegewinnung oder Einlagerung, z.B. in der Wurzel. 

Die Qualität des Gießwassers ist wichtig für das Gedeihen der Pflanze und die Nährstoffaufnahme. Ein wichtiger Wert ist die Wasserhärte.

Weiches Wasser hat einen Härtegrad bis 8,4 °dH (entspricht < 1,5 mmol/L), hartes über 14 °dH (> 2,5 mmol/L). Gießwasser mit einer Gesamthärte bis 10 °dH ist für die meisten Pflanzen unbedenklich und kann verwendet werden.

Das ideale Gießwasser ist Regenwasser. Ist dieses nicht verfügbar, kann Wasser mit zu hohem Gesamthärtegrad für kalkempfindliche Pflanzen, wie z.B. Orchideen, entkalkt oder entsalzt werden. Ganz einfach lässt sich das Wasser enthärten in dem es mit entsalztem oder destilliertem Wasser (angeboten z.B. zum Bügeln) verdünnt wird. Hilfreiche Tipps hierzu finden sich im Internet unter dem Stichwort „Gießwasser entkalken“. Liebhaber von empfindlichen Kulturen sollten sich ausführlich informieren. Da Wurzeln sensibel auf abrupte Temperaturänderungen reagieren können, sollte das Gießwasser der Raum- bzw. Bodentemperatur angepasst sein.

Fazit

Ohne Wasser kein Leben. Abhängig von Umweltfaktoren, wie Temperatur und Luftfeuchte, reguliert die Pflanze aktiv ihren Wasserhaushalt über die Spaltöffnungen. Regenwasser ist das ideale Gießwasser. Hartes Leitungswasser kann für Spezialkulturen, wie z.B. Orchideen entkalkt werden. Das Gießwasser sollte Raum- bzw. Bodentemperatur haben. 

Ein ausgewogener Volldünger für Topfpflanzen ist in den meisten Fällen ausreichend.

Die Nährstoffe

Jedes Lebewesen benötigt Nahrung. Pflanzen stehen am Beginn der Nahrungskette. Mit ihrer besonderen Fähigkeit aus anorganischen Elementen energetisch hochwertige organische Substanzen zu bilden, sind sie selber die Grundlage der Ernährung von Mensch und Tier. 

Unsere Topfpflanzen nehmen ihre Nahrung hauptsächlich über die Wurzeln auf. Die Nährstoffe stammen aus dem Boden, wo Mikroorganismen die im Humus enthaltenden Nährstoffe pflanzenverfügbar machen. Da der Boden im Topf begrenzt ist, müssen wir meist mit z.B. einen mineralischen Dünger „zufüttern“. 

Feine Haarwurzeln nehmen an ihren Spitzen Mineralsalzionen in einer wässrigen Lösung auf. Dieser Prozess ist kompliziert und anders als die Wasseraufnahme verbraucht er Energie. Wichtig für die Nährstoffaufnahme ist der PH-Wert, liegt er nicht in der Komfortzone der Pflanze, ist die Aufnahme gestört, das passiert leicht bei z.B. Orchideen und Anthurien.

Die Nährstoffe, die eine Pflanze zum Leben braucht, sind gut erforscht und bekannt. Daher ist es möglich Pflanzen komplett ohne Erde nur mit sogenanntem Kunstdünger zu ernähren. Zu den Makronährstoffen zählen: Stickstoff (N), Schwefel (S), Phosphor (P), Kalium (K), Calcium (Ca), Magnesium (Mg). Von den Micronährstoffen oder Spurenelementen benötigt die Pflanze nur wenig, dazu gehören z.B. Eisen, Zink usw., ein guter Volldünger enthält fast alles was die Pflanze braucht. 

Bei Pflanzendünger wird der Prozentanteil der Nährstoffe in Zahlen angegeben z.B. 16 N – 6 P – 12 K. Manchmal stehen auch nur die drei Zahlen ohne weitere Erklärung oder Buchstaben auf der Packung. Wichtig ist dabei das Verhältnis zwischen N und K. Ein im Verhältnis zu Kalium zu hoher Stickstoffanteil kann zu unerwünscht mastigem und instabilen Wuchs führen. Kalium sorgt für die Gesundheit und Festigkeit der Pflanzenzellen

Die Wahl und Dosierung des Düngers sind von der Pflanzenart, der Kulturform und der Jahreszeit abhängig. Im lichtarmen Winter sollte weniger gedüngt werden. Grundsätzlich wird zwischen stark- und schwachzehrenden Pflanzen unterschieden. Informieren Sie sich und dosieren Sie den Dünger entsprechend. Für Topfkulturen im Zimmer empfehle ich mineralischen Dünger. Organischer Dünger kann zu Geruchsbelästigung führen und ist z.B. für Hydrokulturen ungeeignet. Der Handel hält eine Vielzahl von Spezialdüngern bereit, die nicht unbedingt notwendig sind. Die meisten Zimmerpflanzen können gut mit einem universalen Dünger mit ausgeglichenem N-P-K Verhältnis, z.B. (12-5-10) gedüngt werden. Sinn ergibt Kakteendünger, hier ist der Anteil von K deutlich höher. Vorsicht mit Blühpflanzendünger, der hohe Anteil von Phosphor (P) ist nicht für alle Pflanzen zuträglich. Eventuell ist es sinnvoll einen Dünger speziell für hartes Wasser zu wählen. Ich empfehle Flüssigdünger im Gießwasser (auch für Hydrokulturen), so findet über den individuellen Wasserbedarf der Pflanze eine Dosierung statt. 

Fazit

Jede Pflanze braucht Nährstoffe. Auch bei einer organischen Düngung nehmen die Wurzeln die Nährstoffe in anorganischer, mineralischer Form auf. Jede Pflanze hat ein bevorzugtes Boden-Milieu, so können z.B. Anthurien Nährstoffe am besten in einem sauren Boden aufnehmen. Informieren Sie sich über den individuellen Nährstoffbedarf Ihrer Pflanze. Ein ausgewogener Volldünger ist in den meisten Fällen ausreichend. 

Die Zuwendung

Spätestens wenn bekannt wird, dass ich auch privat ein Pflanzenfreund bin, fällt der Satz: „Sie reden bestimmt auch mit Ihren Pflanzen“. Wenn dann auch noch bekannt wird, dass ich die Waldorfschule besucht habe, fällt gerne der Satz: „…dann können Sie bestimmt auch Ihren Namen…“. Warum ich das erzähle? Weil beides der jeweiligen komplexen Wirklichkeit auf ähnliche Weise nicht gerecht wird. Auch ich werde das hier nicht enträtseln können (und wollen).

Das Thema „Reden mit Pflanzen“ ist alt, bereits vor über 100 Jahren nachzulesen bei „Nanna oder über das Seelenleben der Pflanzen“ (Fechner 1848) und natürlich in dem Klassiker: „Das geheime Leben der Pflanzen“ (Bird und Tompkins 1973). Aktuelle Buchtitel zu diesem Thema gibt es viele, sie klingen meist ähnlich. 

Unabhängig von naturphilosophischen und populärwissenschaftlichen Überlegungen und Aussagen, ist sicher, dass die Topfpflanze (anders als die Pflanzen in der Natur!) ihr Leben lang abhängig von uns ist. Ohne uns würden sie schlichtweg vertrocknen und verhungern. Häufig schafft sie es nicht sich selbstständig gegen Schädlinge zu schützen oder braucht eine Stütze, weil sie sich nicht selber halten kann. Sie ist auf unsere Hilfe angewiesen, und natürlich bemerken wir das in dem Moment, in dem wir mit der Pflanze „reden“ und reagieren entsprechend. Ursächlich sind dabei wohl eher die Aufmerksamkeit und die Beobachtung als das Reden.

Fazit

Eine Zimmerpflanze benötigt in vielen Aspekten unsere Unterstützung, dazu gehört sicher die Versorgung aber auch mal ein Entstauben. Als Gesprächspartner braucht die Pflanze den Menschen nicht. Also: genau hinschauen und besser zuhören als selber reden! 

Sagt der Ficus zum Usambaraveilchen: „Seit ich mit meinem Menschen rede und er mir auch endlich mal zuhört, ist er richtig aufgeblüht!“

Wann beginnen Sie Ihrer Pflanze zuzuhören, oder tun Sie das bereits?

In diesem Sinne bis bald. Ihr Johanns Meyer-Dohm 

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